Um Aufnahmen anzufertigen, ist es das Natürlichste der Welt, die Kamera zur Hand zu nehmen. Dazu empfehle ich eine Vollformatkamera/Kleinbildkamera mit einen Sensor von 36 x 24mm oder eben die Königskamera – eine Großformatkamera – wie ich auch eine nutze. Diese besitzt einige schwenkbare und shiftbare Standarten, die man in jede Richtung bewegen kann, um das gewünschte Bild zu fotografieren. Diese Kameras wurden früher zur „analogen Zeit“ sehr häufig genutzt.
Heutzutage liegen die Kosten bei ca. 60,00 € netto für 10 Filme zuzüglich der Entwicklungskosten, die pro Bild zwischen 3,00 und 5,00 € liegen. In der digitalen Fotografie gibt es einige Zwischenmodule, wie zum Beispiel von Cambo mit einer spiegellosen Kamera oder auch passende Adapter, um in jede Richtung shiften zu können. Einige Hersteller wie Cambo oder auch Alpa – ein Schweizer Hersteller für Kameras – entwickelten auch Modelle, mit denen der Fotograf beliebig shiften kann. Dieses Kamerasystem ist sehr teuer.
Objektiv
Am Anfang fotografierte ich mit normalen Weitwinkelobjektiven. Die zusätzliche Arbeit am Rechner, um die Linien zu begradigen kaufte ich mir neue Tilt-Shiftobjektive. Der Vorteil ist, am Objektiv zu justieren und den Ausschnitt perfekt einzustellen, wie ich es möchte.
In dem Bereich sollte man von Weitwinkel bis Teleobjektiv alles haben, um entsprechend auch Details zu fotografieren.
Für mich als Architekturfotograf gibt es keine besseren Objektive als die sogenannten Tilt-Shift-Objektive, die bereits in der Aufnahme, die vertikalen Linien begradigen, sodass der Kunde gegebenenfalls bereits sehen kann, wie das fast fertige Bild aussieht. Der Kunde erhält von mir die unbearbeiteten RAW-Bilder in verkleinerter Version als JPG, so benötigen sie am Rechner vorerst keine Begradigungen und der Kunde kann sich Gedanken über die Bildauswahl machen.
Wenn ich für Reisen quer durch Deutschland unterwegs bin, möchte ich mich direkt vor Ort noch davon überzeugen, ob meine Aufnahmen auch unbearbeitet ästhetisch aussehen. Für mich gibt es kein schlimmeres Szenario, als nach vier Tagen in einer anderen Stadt dann zu Hause zu merken: „Oh, es ist zu wenig Platz und das Bild sieht nicht so aus, wie ich es mir vorgestellt habe“. Besonders, wenn ich mit den Tilt-Shift-Objektiven aus Platzgründen Panoramas und reale HDR Aufnahmen erstelle, um in den Tiefen (dunkle Bereiche) und Lichtern (helle Bereiche von der Sonne) genügend Bildinformationen zu erhalten.
Für den Anfang funktioniert auch ein normales Weitwinkelobjektiv, um es anschließend am Rechner zu begradigen. Wie zuvor beschrieben, können dadurch diverse Nachteile können auftreten.
In meinem Besitz befinden sich drei Tilt-Shift-Objektive, das 17 mm TS-E (für große Innenbereiche oder enge Straßenkreuzungen), 24 mm TS-E (mein meistbenutztes Objektiv) und das 50 mm f2.8 TS-E von der Firma Canon, um genauere Details fotografieren zu können. Diese neue Baureihe gehört zu den kontrastreichsten, schärfsten Optiken, die Canon hergestellt hat. Canon ist derzeitig Marktführer für Tilt-Shift-Objektive.
Stativ
Jeder kennt es: man freut sich, wenn man sich die erste Kamera kauft und dazu ein günstiges Fotostativ zwischen 20 und 50€, da man denkt, jedes Stativ hat die gleiche Funktion. Ja, jedes Stativ hält die Kamera still für Langzeitbelichtungen, um verwacklungsfreie Aufnahmen als Architekturfotograf zu ermöglichen. In der Architekturfotografie ist demnach wichtig, mehrere Aufnahmen verwacklungsfrei zu erstellen, um entsprechende Ebenenbereiche in Photoshop übereinander lagern zu können. Bei geringsten Abweichungen von 1 bis 2mm, ist die komplette Arbeit umsonst.
Seit 2019 nutze ich zwei Gitzostative. Gitzostative besitzen den Vorteil, dass die Hersteller bis zu 25 Jahre Garantie vergeben. Sie sind nicht günstig in der Anschaffung, aber in Verbindung mit einem hochwertigen Stativkopf von Arca Swiss oder Gitzo ist es für mich die perfekte Kombination. Mein Zwei-Meter-Stativ, um auch andere Perspektiven einzunehmen, trägt es ebenfalls. Ich würde beim Kauf des Statives immer darauf achten, dass die Kamera und das Objektiv höchstens drei bis vier Kilogramm (bei normalen Brennweiten) wiegen, aber sobald größere Kameras oder Objektive ins Spiel kommen, knicken die leichten Stative ein.
Meistens stellt man das Stativ nicht immer auf einen geraden Boden, sondern auch auf Blätter oder Unterholzboden. Ein stabiles Stativ wird dort seine Vorzüge zeigen. Durch herausziehen der Mittelsäule des Statives verändert sich die Stabilität im negativen Sinne. Der Schwerpunkt erhöht sich und das Stativ könnte auch schneller kippen, sobald man aus Versehen zufällig mit dem Fuß dagegen kommt oder der Wind etwas stärker bläst.
Für manche Aufgabengebiete in der Architekturfotografie besteht die Möglichkeit, auf ein Hochstativ zurückzugreifen, d. h. in sieben Meter Höhe drahtlos die Kamera zu bedienen. Dieses Stativ eignet sich besonders in Drohnen freien Zonen.
Stativkopf
Fünf Jahre lang nutzte ich ein stabilen Kugelkopf von der Firma Gitzo für meine Architekturaufnahmen. Mein alter Stativkopf ist im Handel nicht mehr verfügbar. 2020 investierte ich in einen Arca Swiss Cube. Der Cube wiegt zwar ein Kilo, aber er hält – wie mein großes Stativ – rund 40 kg. Es ist die perfekte Kombination um Kamera und Objektiv ideal auszurichten. Der Stativkopf hat die Möglichkeit, eine waagerecht ausbalancierte Kamera in mehreren Schritten auszurichten. In meiner Erfahrung benötigt man keine fünf bis sechs Sekunden, sondern eher zwei Sekunden. Der große Vorteil liegt darin, dass sich die Panoramavorrichtung oberhalb der Feinjustage befindet, so kann ich den Schwenk nachher einstellen. Für die grobe Ausrichtung befindet sich unterhalb des Feingetriebes auch eine Drehvorrichtung.
Für den Anfang empfehle ich einen 3-Wege-Neiger oder auch einen Kugelkopf, der ebenfalls eine Grob- und Feinjustage besitzt, um Kamera und Objektiv auszurichten.
Filter / Gegenlichtblende
Seit einiger Zeit nutze ich zunehmend Filter, um bestimmte Effekte für die Architekturfotografie zu erzielen. Ich wurde beauftragt mehrere Filialen in Sachsen zu fotografieren. Die Menschen sollen unerkenntlich gemacht werden, d.h. einen ND Filter mit verschiedenen Stärken, um individuell die Belichtungszeit einstellen zu können. Die Problematik besteht darin: ist die Belichtungszeit zu lang, ist der Mensch unsichtbar, ist die Belichtungszeit zu kurz, werden die Menschen als klare Gestalt abgebildet. Mittlerweile baue ich mein Filtersystem auf das Lee-System um. Bei einigen, nicht sehr hochwertigen Herstellern von Filtern (egal, ob Schraub- oder Steckfiltersysteme), entstehen lila Farbstiche, die meistens nur schwierig herauszufiltern sind. Lee oder andere preisintensive Hersteller vermeiden Farbstiche, was die entsprechende Arbeit im Nachgang erleichtert.
Zu meinen Filtern gehören auch sogenannte Pol-Filter, um reflektierte Böden oder Glasfassaden zu mindern. Außerdem erhöhen sie die auch den Kontrast.
Falls ihr den großen Schritt wagen wollt, Geld für ein hochwertiges Filtersystem auszugeben, kalkuliert bitte am Anfang auch die Folgekosten mit ein und beachtet beim 100er System von Lee, dass es maximal bis 17 mm funktioniert (kein Shift). Außerdem braucht ihr für die Weitwinkel bestimmte Adapterringe, die auch pro Ring ca. 50 € plus Filterhalterung kosten können. Ich nutze persönlich die Gegenlichtblende von Lee, um gleichzeitig Filter zu nutzen und den Polfilter innen zu befestigen.
Dunkeltuch
Wer kennt es nicht, man fotografiert in der prallen Sonne um Architektur oder Landschaft festzuhalten. Die Architekturfotografie steht genau im Gegenteil zur Porträtfotografie. In der Architekturfotografie benötigt man häufig die Sonne, um Fassaden anstrahlen zu lassen. Als Architekturfotograf wäre es fatal, wenn die Sonne über dem Gebäude steht (außer beim Sonnenaufgang). Ich bin der Meinung, dass Architektur auch in allen Wetterlagen schön aussehen kann – besonders im Frühling oder im Spätherbst, wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwindet. Seit ich häufiger mit der Großformatkamera unterwegs bin, nutze ich auch gern das Dunkeltuch in der digitalen Fotografie, um mich nicht blenden zu lassen.
Blitz
Nein, ich nutze keinen Blitz als Architekturfotograf. Einige Kollegen nutzen öfter mehrere Profotoblitze, um bei seinen Innenaufnahmen aus zu blitzen.
In Amerika wird sehr häufig geblitzt und über Photoshop werden mehrere Ebenen der Blitz drüber gemalt.
Durch den Blitz kann die Stimmung verschlechtert oder verschönert werden. Es ist eine Mischung aus Blitzlicht und Tageslicht. Meistens plant der Architekt das Licht und durch den Blitz verändert man die Lichtstimmung. Es ist wichtig, vorab zu fragen, wie sich der Auftraggeber die Lichtstimmung vorstellt.
Drohne
Verschiedene Auftraggeber möchten von ihrem Projekt/Objekt gern auch Architekturbilder von oben. Für diese Fotografien, kommt der Drohnenpilot ins Spiel. Über zwei bis drei Dienstleister beauftrage ich zunehmend häufiger Piloten, die für mich fliegen und ich fotografiere über das Display der Drohne.